Hier nun der Bericht der wohl teuesten Fähre der Welt …
Da im Süden Chiles im Abschnitt der Fjorde keine Straße vorhanden ist, hat man 3 Möglichkeiten die Nord/Süd Strecke zu überwinden: 1. mit dem Flugzeug von Punta Arenas nach Puerto Montt (ca. 120 Euro One Way), 2. in einer 36 stündigen Busfahrt mit Übernachtungsstopp auf der holprigen Ruta 40 in Argentinien oder eben am Seeweg mit der einzigen Fähre der Firma Navimag.
Die Schiffahrt wird von vielen Reisenden als einamliges Erlebnis geschildert, am sollte sich aber gut überlegen wie man hier sein Reisebudget ausgibt….
Die Buchung der Fähre Navimag
Die ganze Geschichte begann bereits im Oktober als man uns mitteilte, dass die Fähre vorerst eingestellt wurde, weil das Schiff gewechselt werden musste. Somit wurden wir 3 Monate immer wieder vertröstet bzw. dann wurden unsere Mails gar nicht mehr beantwortet und auch im Online Buchungssystem waren keine Daten verfügbar.
Nun hatten wir schon unseren Alternativplan gemacht, schauten aber dann vor Ort in Puerto Natales doch im Navimag Büro vorbei, wo man uns dann sagte, dass es dann doch nächste Woche die erste Fahrt mit der neuen Fähre Richtung Norden geben würde. Da die Tickets immer große Nachfrage haben, wollten wir sofort buchen, doch die sehr unfreundliche und dauergestresste Bürokraft meinte, dass die Tickets im System noch nicht verfügbar sind und das wir in den nächsten Tagen wieder vorbeikommen sollten. Jedenfalls wollten wir natürlich nicht mehr Zeit verschwenden um auf die Buchung zu warten und gingen zurück ins Hostel und siehe da, das Online System verfügte über Tickets, die wir uns sofort kauften. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg…..
Zur Auswahl standen 4 Kategorien von Kabinen, Doppelzimmer in Außenkabine mit Bad, Doppelzimmer in Innenkabine mit Bad, Doppelzimmer mit geteilten Bad und Dreibettzimmer in Innenkabine mit geteilten Bad. Wir wählten die letzte und günstigste Version und zahlten 460 USD, rund 330 Euro dafür. Inbegriffen waren 3 Mal Frühstück, 3 Mal Abendessen und 2 Mittagessen.
Die Verpflegung und die Crew an Board
Die Essen wurden wie beim Militär im Selbstbediehnungmodus abgewickelt und der Geschmack des Essens kann wohl auch auf diesem Niveau eingestuft werden. 😉 Naja, die Hauptspeisen waren ja, vor allem die vegetarische Version zwar nicht sehr abwechslungsreich aber zumindest geschmacklich gut, auch die Suppen waren ok. Die graue Farbe des Hackfleisches sah jedenfalls nicht sooo appetitlich aus.
Der Salat bestand jeweils aus einigen Schnipsel an grünem Salad und dann vier bis fünf Stückchen Karfiol oder roote Beete. Die Nachspeise war entweder Gelee, ein Fruchtstück oder Dosenobst.
An Board war ein Koordinator und ein Guide, letzterer wurde zu Beginn vorgestellt und nur einmal wiedergesehen als ich ihm nach der Ankunftszeit fragte und er keine Ahnung hatte.
Am ersten Tag als wir durch die Fjorde fuhren hat es fast durchgehend geregnet sodass wir nur einige Hügel grau in grau sahen. Als dann am zweiten Tag die Sonne schien, fuhren wir auf das offene Meer hinaus und nie wieder zurück in die Fjorde (Erklärung dafür folgt in Kürze).
Unterhaltungsprogramm gab es außer einem Bingoabend am letzten Tag keines, oh doch, ich habe den Fernsehraum vergessen, in dem die Einheimischen einen günstigen Sitzplatz gekauft haben und samt Gepäck mit Kind und Kegel sich aufgehalten haben. Zudem wurde ein Dokumentarfilm aus Somalia gezeigt. Sollte man also sich zur Navimag Fähre entschließen, ist es zu empfehlen genügen Lesematerial dabei zu haben, WLAN gibt es natürlich auch nicht.
Das Transportschiff Eden
Zum Schiff selbst ist zu sagen, dass man zwar vorab weiß, dass es sich um ein Frachtschiff handelt und somit auch Tiere wie Kühe oder Pferde mit an Board sind, jedoch dachten wir doch eigentlich, dass das Schiff neu sein sollte….
An den desolaten Sanitäranlagen konnte man sehr schnell feststellen, dass dieser Frachter schon einige Jahre am Rücken hatte. Die Fähre wurde wie wir erfuhren zuerst in Korsika und dann in Mexiko eingesetzt, was wahrscheinlich auch den Motorschaden, den wir am zweiten Tag erlitten haben erklärt. Jedenfalls fuhren wir ab dann nur noch mit einem Motor, was dann auch der Grund dafür war, dass die Befahrung der engen Fjorde aufgrund der eingeschränkten Steuerungsmöglichkeiten zu riskant war und wir deshalb am offenen Meer fuhren. Auch war es der selbe Grund warum der Kapitän am letzten Tag fast 3 Stunden brauchte um die Navimag Fähre zu parken…..
Sollte man schönes Wetter haben und die Aussicht auf die Fjorde genießen können und wenn man sich mit der relativ günstigen Dreibettkabine zufrieden gibt, kann die Navimag Fähre ja eine akzeptable Option sein, da man aber für eine Doppelaußenkabine mit Badezimmer 1500 USD PRO PERSON zahlt, würde ich dafür lieber eine Karibikluxuskreuzfahrt machen…