Mongolei Reisebericht – auf der Suche nach dem Ende der Welt!
Inspiriert von zahlreichen Dokumentarfilmen, wollte ich im August 2012 am eigenen Leib herausfinden wie denn nun wirklich ein Tag in einem Nomadenleben so aussieht. Die lange Anreise über Istanbul und Bischkek (Kirgisien) mit Turkish Airlines war sehr anstrengend und die ersten Eindrücke von der Hauptstadt Ulaanbaatar (UB) ein wenig konfus, aber die Mischung zwischen ehemaligen Ostblock- und asiatischem Flair ist natürlich geschichtlich gesehen logisch. Um wirklich schon vorab einen Eindruck über das Leben in der Mongolei zu bekommmen, empfehle ich das Buch Mongolia: A Year in a Mongolian Village
Da es außerhalb von Ulaanbaatar so gut wie keine öffentliche Verkehrsmittel gibt, bzw diese nicht die sehenswerten Orte anfahren, habe ich als Basis das Khongor Guest House dessen Homepage gerde nicht funktioniert gewählt. Sie sind sehr bemüht mehrere Reisende in Gruppen zusammenzulegen um die Tourkosten zu reduzieren. Sie haben sowohl Einzel- und Doppelzimmer als auch Schlafsäle. Die Ausstattung ist sehr einfach, auf Sauberkeit wird aber stets geachtet.
Mongolei Tours
Vorab über internationale Touranbieter zu buchen ist sehr viel teurer als direkt in der Mongolei zu buchen. Unabhängig vom Anbieter kommt es generell zu den selben Schwierigkeiten, die auf das extreme Klima zurückzuführen sind. Natürlich kann man bei teureren Touren davon ausgehen, dass eine Klimaanlagen im Auto/Minibus vorhanden ist, aber die technischen Schwierigkeiten der Vehikel sind wohl kaum zu vermeiden, vor allem bei den Gobitours. Aufgrund der Hitze geben die Transportmittel immer wieder ihren Geist auf und es grenzt wirklich an Wunder dass die Fahrer immer wieder die Kisten zum laufen bringen!!
Obwohl die Distanzen ja nicht soooo groß sind, sind die Fahrzeiten aufgrund des nicht vorhandenen Straßennetzes sehr lang und es bleibt eher wenig Zeit für Besichtigungen. Dies gilt wie gesagt hauptsächlich für die Wüstengebiete in der Mongolei. Bei den von mir gewählten Budget Tours wird man in Jurten (Gers, Normadenzelte) untergebracht und der Fahrer oder Reiseführer ist gleichzeitig der Koch. Manchmal wird auch an „Restaurants“ gehalten und dort gegessen, aufgrund der wenigen Auswahl an Restaurants kann ich mir nicht vorstellen, dass das Essen bei teureren Tours viel besser ist……
Ulaanbaatar – die Hauptstadt
Da in den letzten Jahren sehr viele Nomaden ihre Herde verkauft haben um das Glück in der großen Stadt zu versuchen, herrscht Verkehrschaos und man braucht schon Mal 1-2 Stunden um in das Zentrum zu kommen. Generell würde ich Ulaanbaatar als relativ sichere Stadt bezeichnen, die Gegend rund um den Sükhbaatar Square ist von modernen Bauten geprägt und auch Shopping Center im europäischen Stil mit Supermärkten mit Lebensmittel aus aller Herren Länder sind zu finden.
Empfehlenswert ist es die beiden Tempelanlagen die vom Einfall der Russen verschon wurden zu besuchen. Das Coijin Lama Tempel Museum das nur wenige Gehminuten vom Sükhbaatar Square entfernt ist und natürlich der größte und wichtigste Tempel, der Gandan Khiid, mein Favorit, da man abseits der großen Buddha Statue an einem kleinen Platz der von Tempeln umgeben ist zwischen den Tauben die Mönche des Klosters beobachten kann.
Khövsgöl Nuur
Meine erste Tour führte mich zum Khövsgöl See, ein Naturschutzgebiet das im Norden an Russland grenzt. Die Landschaft der sibirischen Taiga ist geprägt von Bergen, Wäldern und dem See, 14. größte Süßwasserquelle der Welt. Ich verbrachte hier 4 unvergessliche Tage hoch zu Roß mit meinem Guide und meiner Gastfamilie in einem kleinen hölzernen Blockhaus, was mir die einzigartige Gelegenheit gab, einen normalen Tagesablauf mitzuerleben.
Das Haus besteht aus einem Raum, der als Küche, Wohn- und Schlafzimmer dient. Die Toilette befindet sich draußen. So wie auch die Nomadenzelte verfügt man hier über einen Ofen der gleichzeitig als Heizung und zum Kochen dient. Die Einrichtung ist spärlich, für mongolische Verhältnisse aber fortschrittlich.
Die Familie lebt einerseits vom Tourismus und andererseits von den Yaks, deren Milch und deren Fleisch. Die Frau kümmert sich um den Haushalt, das Essen, die Kinder und das Melken der Tiere.
Tagsüber kommen verschiedene Bekannte auf einen Tee vorbei um Neugikeiten auszutauschen, die Nomaden sind aufgrund der großen Distanzen zwischen den Dörfern immer auf die Gastfreundschaft anderer angewiesen. Reisende haben nie sehr viel Gepäck dabei, um einerseits die Pferde nicht unnötig zu belasten und zweitens weil sie wissen dass alle Nomaden am Weg ihnen Kost und Logis anbieten werden.
Obwohl die Mongolen nicht wie andere Asiaten einen augeprägten Charakter haben und nicht ständig grinsen, hat mich diese Familie sicher auch weil ich alleine unterwegs war sehr offen aufgenommen. Die Frau war auch noch gleich alt wie ich und obwohl sie kaum Englisch konnte, konnten wir uns über unser Leben austauschen. Ihre 3 Kinder waren wirklich mitunter die glücklichsten die ich jemals gesehen habe, sie wachsen ohne jeglichen Luxus auf und schaffen es, sich mit Alltagsgegenständen als Spielzeug zu unterhalten.
Kurios ist, dass ich natürlich nach 8 Stunden reiten, aufgrund der fehlenden Dusche in den See zum Baden gestürtzt habe, die Familie das aber ziemlich seltsam fand, da sie immer nur das Wasser zum Waschen in eine Schüssel füllen, sich aber noch nie ganz dort gebadet haben.
Natürlich sind aber 3 Tage zu kurz um wirklich eine Kultur zu verstehen. Außerdem gibt es hier sehr große Unterschiede zwischen den Sommer und Wintermonaten. Es ist wirklich kaum vorstellbar wie die Mongolen die kalte Zeit eingesperrt in ihren Unterkünften verbringen können.
Pferde sind das wohl berühmteste und älteste Fortbewegungsmittel. Die Pferde werden das ganze Jahr über bei Temperaturen von 30 Grad im Sommer und bis zu -40 Grad im Winter im Freien gehalten und können trotz ihrer kleinen Statur weite Strecken hinter sich legen, was sie schon zu Zeiten von Dschingis Khan bewiesen haben.
Im Zuge dieser Tour machten wir auch Stopp bei einer Gruppe von Rentiernomaden (Tsaatan) die im Sommer etwas in den Süden kommen, wahrscheinlich wohl eher um den Touristen ihre selbstgestrickten Yakwollesocken zu verkaufen als aus anderen Gründen.
Die Wüste Gobi
Vorab schon einmal: Diese Tour ist selbst für eingefleischte Rucksacktouristen und Abenteurer anstrengend!! Bei extremen Temeraturen bis zu 40 Grad 5 Tage lang fast täglich 10 Stunden ohne Klimaanlage durch die Wüste zu fahren und ca. alle 2 Stunden ein Problem mit dem Auto zu haben ist echt kein Zuckerschlecken. Und dann abends ins Nomadencamp zu kommen ohne fließenedes Wasser (=Körperpflege nur über Freuchttücher) und von Wüstenspringmäusen und Igeln umringt zu schlafen trägt auch nicht zur Erholung bei 😉
Ist denn das ganze denn die Mühe wert? Am besten weiterlesen und selbst beurteilen. Hier der Tourverlauf:
Tag 1: Fahrt nach Erdenedalei, Baga gazrzn chuluu
Tag 2: Bayanzag, Flaming Cliffs
Tag 3: Khongor Sanddüne
Tag 4: Ongiin Khiid
Tag 5: Kharhorin Erdenezuu Kloster
Tag 6: Rückfahrt nach Ulaanbaatar
Die sechstgrößte Wüste der Welt, die Gobi ist eine Steppenwüste und nur ein sehr kleiner Teil besteht aus Sanddünen. Dinosaurierfossile wurden in den abgelegensten Gebieten gefunden und sind im Naturhistorischen Museum in Ulaanbaatar ausgestellt.
Die Weite der Landschaft und der blaue Himmel im Spiel mit den Wolken sind beeindruckend.
Highlight eines jeden Gobi-Trips sind wohl die Sanddünen von Khongor in Verbingung mit den dort gehaltenen Kamelen. Obwohl die meisten Nomaden heutzutage mit dem wenigen Tourismus ein guten Geschäft machen und Allradantriebautos fahren, sind sie viele Autostunden vom nächsten „Supermarkt“ entfernt. Viele Familien haben heutzutage 2 Jurten, eines dient als Wohn- und Schlafzimmer und das andere als Vorratskammer und Küche.
Ohne Zweifel eine sehr schöne Überraschung war für mich die touristisch wenig bekannte Ortschaft Ongiin Khiid, nicht nur weil hier die erste Dusche nach 4 Tagen verfügbar war. Zum einen ist die romantische Flusslandschaft mit ihren grünen Hügeln ein willkommener Kontrast zur kargen Wüstenlandschaft und andererseits ist die Stimmung in den Tempelruinen besonders abends sehr spirituell.
Die meisten dieser Tours enden zum krönenden Abschluss in Erdene Zuu Khiid, dem ersten buddhistischem Kloster in der Mongolei, das in seiner Blütezeit bis zu 100 Tempel und 300 Jurten umfasste und in dem bis zu 1000 Mönche lebten.
Aus meiner Sicht ist so eine Gobi-Tour wirklich die beste Gelegenheit relativ kostengünstig sehr viele der interessantesten Ecken der Mongolei zu sehen. Sollte man mehr Zeit haben ist es auf jeden Fall empfehlenswert länger zu bleiben und nicht mehr als 5-6 Fahrstunden am Tag zurückzulegen. Aufgrund der nicht vorhandenen Straßen und das Versagen der meisten GPS-Systemen ist es ja auch nicht möglich sich ein Auto zu mieten.
Amarbayansgalant Khiid
Dieses Kloster im Norden der Mongolei zählt zu den 3 bedeutensten des Landes und ich hatte das Glück genau im August zum Betfest Gongoriin Bombani Hural anwesend zu sein. Hierzu kommen Pilger vor allem aus Ulaanbataar angereist und campen rund um die Klosteranlage. Sie bringen Opfergaben die von den Mönchen in deren stundenlangen Gebetschören gesegnet werden.
Auch wenn sich auf meiner Weltreise kein Abstecher in die Mongolei ausgehen wird, würde ich die Mongolei als eines der faszinierensten Länder die ich besucht habe bezeichnen. Es war sehr interessant wie fortschrittlich die jungen Leute dort denken und welchen Ehrgeiz sie beim lernen zeigen, vor allem die Frauen. Während die Männer wohl oft aus Langeweile hauptsächlich in den langen Wintermonaten dem Alkohol, meist Wodka verfallen, übernimmt die Führung der Familie die Frau.
Mehr Information zur Mongolei findet man hier: http://mongoliatourism.gov.mn
Liebes Fräulein Schaffer,
ich habe Deinen kurzen Bericht über die Mongolei mit großem Interesse gelesen. Wir, das ist mein Kumpane Lüftenegger Erwin, und ein Ehepaar aus Scheifling, werden Anfang April 2014 mit zwei Autos in die Mongolei reisen und uns dort cirka 2 Monate aufhalten. Unsere Route geht über Ungarn, Rumänien, Ukraine, Russland nach Kasachstan. Nach einem Monat Kasachstan geht die Reise weiter über Russland in die südliche Mongolei. Die genaue Route müssen wir uns erst zusammenstopeln. Werden etwa einen Monat benötigen, bis wir nach Ulan Bataar kommen. Dort beantragen wir ein Visa für ein weiteres Monat, um dann den nördlichen Teil zu besuchen. Danach geht es über Moskau, Petersburg, Finnland, Schweden, vielleicht auch über das Nordkap, zurück in die Heimat. Werden ungefähr 5 – 6 Monate dafür brauchen.
Es würde mich sehr freuen, Dich mal zu einem Gespräch einzuladen, um ein wenig mehr über die Mongolei zu erfahren.
Bis dahin liebe Grüße, Egon Mayer.
Grüß mir auch Deine Eltern.